Frauen sind im österreichischen Fußball eine Seltenheit – sei es auf dem Spielfeld oder in entscheidenden Funktionen. Auch auf den Trainer*innenbänken werden nach wie vor oft nur Männer platziert. Nina Rahimian bildet die Ausnahme, sie ist nun seit vier Jahren als Nachwuchstrainerin beim FC Mariahilf tätig.
Am späten Nachmittag hält die Bim an der Haltestelle Geiselbergstraße, mitten im pulsierenden Simmering. Die Türen öffnen sich, heraus strömen junge Burschen und Mädchen in leuchtend gelben Vereinsfarben. Folgt man der Masse, ist der Fußballplatz des FC Mariahilf nach wenigen Gehminuten erreicht. Schon vom Eingangstor sind fröhliche Rufe von Kindern und energische Anweisungen derer Trainer*innen zu hören.
Am Spielfeldrand angekommen, fällt schnell auf: Bezüglich der Coaches könnte man sich das Gendern fast sparen. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man die Ausnahme, die sich inmitten der Trainingsszenerie zwischen die Vielzahl an Männern reiht: Nina Rahimian, eine der wenigen Frauen, die als Fußballtrainerin in Österreich aktiv ist.
Rahimian kam 2016 als aktive Spielerin zum FC Mariahilf und ist seit 2018 Nachwuchstrainerin. Heute coacht sie die U6 und U10 Mannschaften des Vereins. Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung bleibt die männliche Dominanz im Sport für sie spürbar.
Das Fehlen von Frauen in Trainerpositionen zeichnet ein unausgeglichenes Bild, nämlich bleiben es damit die Männer, die auf dem Platz das Sagen haben. Laut ÖFB besitzen im österreichischen Spitzensport lediglich zwei Frauen eine abgeschlossene UEFA Pro-Lizenz, die Ausbildung absolvieren 21 Trainer*innen jährlich. Das macht ein herrschendes Ungleichgewicht der Geschlechter deutlich.
„Es fehlt an weiblichen Vorbildern“, sagt Rahimian. „Wenn junge Mädchen keine Frauen in solchen Rollen sehen, dann fällt es ihnen schwer, sich selbst dort zu sehen“, sagt sie. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen und die Hürden für Frauen im Fußball abzubauen, sei es notwendig, mehr Frauen in sichtbare Positionen zu bringen.
Vorbilder auf dem Platz schaffen Normalität
Mit einer klaren Stimme und selbstbewusstem Auftreten führt Rahimian die Burschen und Mädels ihrer Jugendmannschaft durch das heutige Training. Ihre Präsenz auf dem Platz ist ein Statement dafür, dass Männer*fußball nicht länger als der Standard betrachtet werden sollte, während der Frauen im Fußball als Abweichung der Norm gelten.
Es ist auch für die Frauen und Mädchen schön zu sehen,
dass das alleinige Wissen nicht bei den Männern liegt.
– Nina Rahimian, Nachwuchstrainerin
Während die Sonne langsam hinter den Hochhäusern Simmerings verschwindet und die letzten Spieler*innen ihre Sachen packen, verabschiedet sich Rahimian von jedem/r Einzelnen mit einem herzlichen High-Five. Schon am nächsten Tag wird sie wieder hier am Platz stehen, in ihrer gelben FC Mariahilf Weste, bereit, ein Vorbild für junge Fußballer*innen zu sein und somit einen Unterschied im System des Fußballs zu machen.